Lecture
#diskursiv: Sonja Eismann & Dagmar Fink im Gespräch
Moderation: Martin Fritz (Autor, Performer, Literaturwissenschaftler)
02.04.2022, 17:15 Leokino Innsbruck FREIER EINTRITT
Seit über 100 Jahren werden die Themen „queere“ Liebe und Identitäten im Film behandelt. 1919 erscheint mit „Anders als die Andern § 175“ in Deutschland erstmals ein (Stumm)film, in dem der Regisseur Richard Oswald mit „wissenschaftlicher Unterstützung“ durch den angesehenen Arzt und Sexualforscher Magnus Hirschfeld einen Film zum Thema homosexueller Liebe und der damit einhergehenden gesellschaftlichen Stigmatisierung veröffentlicht. Das Ergebnis war ein Skandal und eine Debatte um die Wiedereinführung der Zensur. — Fast forward 100 Jahre: Queerfilmfestivals, Schwerpunktsetzungen zu Empowerment und queeren Lebens- und Liebesformen scheinen endlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen zu sein. Aber ist dem wirklich so und inwiefern hat die Repräsentation von Queerness im Film die tatsächliche Befreiung der Geschlechter vorangetrieben? Zudem bewegt sich auch queeres Kino nicht außerhalb von Marktzwängen und muss so ständig seine eigene Vermarktbarkeit vorantreiben, ohne in der Selbstausbeutung gefangen zu bleiben. Aber gibt es überhaupt eine Position dieses „Außerhalbs“ und wie wäre diese vorstellbar? Oder darf, soll und kann „queeres Kino“ auch kommerziell erfolgreiche Vermarktungsstrategien bedienen, um den Diskurs um ein besseres Leben für alle voranzutreiben?
Sonja Eismann lebt als freie Journalistin und Kulturwissenschafterin in Berlin & Wien. Seit Ende der 1990er Jahre als Journalistin an der Schnittstelle von Feminismus und Popkultur aktiv, war sie 1999 Mitbegründerin der Zeitschrift nylon. KunstStoff zu Feminismus und Popkultur, gab 2007 den Reader Hot Topic. Popfeminismus heute heraus und gründete 2008 gemeinsam mit Stefanie Lohaus und Chris Köver das Missy Magazine. In Texten, Workshops, Vorträgen und Lehrveranstaltungen beschäftigt sie sich mit aktuellen feministischen Diskursen, der Repräsentation von Geschlecht in der Populärkultur sowie mit Theorien der Mode.
Dagmar Fink, ‚freie‘ Literatur- und Kulturwissenschaftlerin mit den Schwerpunkten: Repräsentationskritik, Feminist Cultural Studies, (Techno)Wissenschaftskritik, Science Fiction, Populärkulturen und Weiblichkeiten. Lehrbeauftragte an verschiedenen Universitäten, Obperson der Österreichischen Gesellschaft für Geschlechterforschung (oeggf.at), letzte Veröffentlichung: Cyborg werden. Möglichkeitshorizonte in feministischen Theorien und Science Fictions (2021). Außerdem Übersetzerin im queer_feministischen Kollektiv gender et alia (genderetalia.net) und Ko-Leiterin von Queertactics. Queer_feminist Filmfestival Vienna (queertactics.at)"